Erfolgreiche Chancen- und Bildungskonferenz: 75 Jahre Grundgesetz – geglückt, aber nicht garantiert. Demokratie gestalten und erhalten im Kreis Coesfeld

Unter dem Motto „75 Jahre Grundgesetz – geglückt, aber nicht garantiert. Demokratie gestalten und erhalten im Kreis Coesfeld“ fand vor kurzem im Leohaus in Olfen eine inspirierende Chancen- und Bildungskonferenz statt. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Mitglieder des Netzwerks Chancengerechtigkeit sowie pädagogische Fach- und Lehrkräfte, setzten sich mit der bedeutenden Aufgabe auseinander, unsere Demokratie zu gestalten und zu erhalten und die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen mit dem richtigen Rüstzeug auszustatten, dass auch sie ein ausgeprägtes Demokratieverständnis entwickeln können.

Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Christoph Thies, Beigeordneter der Stadt Coesfeld, und Carsten Hövekamp, Bürgermeister der Stadt Dülmen, diskutieren über verschiedene Aspekte der Demokratie vor Ort (Foto: Kreis Coesfeld).
Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Christoph Thies, Beigeordneter der Stadt Coesfeld, und Carsten Hövekamp, Bürgermeister der Stadt Dülmen, diskutieren über verschiedene Aspekte der Demokratie vor Ort (Foto: Kreis Coesfeld).

In seiner einleitenden Begrüßung betonte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr den besonderen Charakter unserer Verfassung: „Man hat seinerzeit Mut bewiesen, als unsere Verfassungsschöpfer in erster Linie Rechte in die Verfassung aufnahmen.“ Er freue sich darüber, dass das Jubiläum nun auch das Leitthema der Konferenz sei und forderte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf: „Nutzen wir diese Konferenz, um den hohen Wert politischer Bildung, eines ausgeprägten Demokratieverständnisses und unserer Verfassung hervorzuheben und Wege zu finden, wie wir dies jungen Menschen näherbringen können.“ Schulamtsdirektorin Christiane Gosda ergänzte in ihrem Grußwort: „Die Demokratie stellt die Würde des Menschen und das Recht des Einzelnen in den Mittelpunkt.“ Darauf unterstrich sie die wichtige Rolle von Bildungseinrichtungen bei der Förderung des Demokratieverständnisses und der Partizipation.

Im darauffolgenden Demokratie-Dialog diskutierten Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, der Beigeordnete der Stadt Coesfeld, Christoph Thies, und der Bürgermeister der Stadt Dülmen, Carsten Hövekamp, über verschiedene Aspekte der Demokratie vor Ort und die Bedeutung demokratischer Prozesse. Dr. Schulze Pellengahr erklärte: „Ich sehe darin einen Wettstreit der besten Ideen für das Allgemeinwohl. Demokratie lebt von Kompromissen und Meinungspluralismus.“ Thies hob hervor: „Man muss Demokratie erlernen. Insbesondere die Fähigkeit, auch mal mit gegensätzlichen Auffassungen konfrontiert zu werden und Kompromisse zu finden, schärft das Bewusstsein für das hohe Gut der Demokratie.“

Das Impulsreferat von Jana Posmek, Wissenschaftlerin und Expertin für politische Partizipation Jugendlicher, eröffnete eine weitere Perspektive auf Prozesse der Teilhabe am politischen Diskurs. Sie thematisierte die Legitimität politischer Partizipation junger Menschen am Beispiel des Friday for Future-Klimaaktivismus. Mit Blick auf ihre erarbeiteten Ergebnisse stellte sie die spezifischen Herausforderungen dar, denen sich junge Menschen in der Fridays-for-Future-Bewegung im Partizipationsprozess gegenübersahen und wie die Aktivistinnen und Aktivisten mit diesen umgegangen sind.

Im zweiten Demokratie-Dialog erzählten Schülerinnen und Schüler der Ostwallschule in Lüdinghausen und des Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskollegs in Coesfeld von Projekten zur Demokratiebildung, die an den jeweiligen Schulen durchgeführt wurden. Die Grundschülerinnen Elisa und Pauline von der Ostwallschule präsentierten etwa die Ergebnisse einer Arbeitsgemeinschaft, die sich intensiv mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung beschäftigt hat und wie daraus konkrete Projekte an ihrer Schule entstanden. Unterstützt von Konrektorin Cordula Biesenbach berichteten sie, wie die Schülerzeitung ins Leben gerufen wurde, um so gemeinsam mit anderen Medienprojekten die 17 Ziele erlebbar zu machen. Besonders beeindruckend waren die Berichte der Schülerinnen und Schüler aus Coesfeld, die darstellten, wie politische Bildung am „Oswald“ vermittelt wird und welche Aktivitäten es im Rahmen des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gibt. So haben die Schülerinnen und Schüler etwa die Patenschaft für die sogenannten Stolpersteine übernommen, die in Coesfeld an den ehemaligen Wohnorten deportierter Juden verlegt wurden. Zudem berichteten sie, welche Bewältigungsstrategien sie für Rassismuserfahrungen entwickelt haben und welche Eindrücke sie während des Besuchs der Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Vught sammeln konnten.

Während der Mittagspause erkundeten die Teilnehmer den „Markt der Möglichkeiten“, auf dem verschiedene Organisationen und Projekte vorgestellt wurden, darunter die Medienscouts des Clemens-Brentano-Gymnasiums und die Angebote der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung. In der anschließenden Workshopphase vertieften die Teilnehmer ihr Wissen in praxisorientierten Workshops. Themen waren unter anderem Argumentationstraining gegen rechte Parolen, Kinder- und Jugendbeteiligung im Kreis Coesfeld sowie politische Bildung in herausfordernden Zeiten.

Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr fasste die Veranstaltung mit den Worten zusammen: „Es gibt so viele, die dazu beitragen, dass das Zusammenleben im Kreis Coesfeld gelingt. Und Sie gehören dazu.“ Die Konferenz zeige eindrucksvoll, dass Demokratie kein Selbstläufer ist, sondern aktiv gestaltet und verteidigt werden müsse.

Gefördert wurde die Veranstaltung durch das Landesprogramm „Gemeinsam MehrWert“-Projekt Vielfalt im Kreis Coesfeld Weitere Informationen dazu unter: https://serviceportal.kreis-coesfeld.de/detail/-/vr-bis-detail/dienstleistung/59060/show